Modell der Welt

Modelle der Welt

 

Es ist von großer Bedeutung, wie wir die Welt und die Menschen sehen. Insbesondere, welche Schlussfolgerungen wir daraus ziehen. Das ist ein sehr wichtiger Lebensschlüssel für uns!
Wie unterscheiden wir Menschen uns? Warum unterscheiden wir uns? Woraus ergeben sich Konflikte?

Wir müssen verstehen, warum die Menschen in gleichen Situationen völlig unterschiedlich reagieren oder völlig andere Entscheidungen treffen als wir. Dies zu verstehen ist die Basic der zwischenmenschlichen Kontakte und dem Umgang miteinander. Beispielsweise um unnötige Missverständnisse zu vermeiden, woraus häufig Streitereien, Kontaktabbrüche, Aufkündigung einer Freundschaft oder sogar handgreifliche Auseinandersetzung entstehen.

Wir sind ein Teil der Gemeinschaft, deshalb müssen wir auch bereit sein, uns direkt und gezielt unserer derzeitigen Ausgangslage bewusst werden.
Dann werden wir offener, entspannter und auch verständnisvoller für uns selbst, auch gegenüber anderen Menschen.

Wie sehen wir die Welt? Und wie nehmen wir die Welt wahr?

Wir haben Überzeugungen und davon lassen wir uns ungern abbringen. Eine Überzeugung ist, dass unsere Sichtweise auf die Welt um uns herum korrekt und fehlerfrei ist.
Das bedeutet, dass wir das, was wir jeden Tag erleben als die absolute Realität betrachten. Das ist unsere persönliche Betrachtung und Bewertung der Erlebnisse.
Nun kommt hinzu, dass wir anderen Menschen „unterstellen“ beziehungsweise wünschen, dass sie Erlebnisse, Geschehnisse und die Umwelt als solche genauso einschätzen und bewerten, wie wir. Wir übertragen also unsere Sicht auf die Welt und unsere persönlichen Bewertungen auf andere Menschen.

Stelle Dir die folgende vereinfacht dargestellte Situation vor.
Ein Autounfall. Fünf Zeugen haben diesen Unfall vor Ort miterlebt. Die Polizei befragt nun alle Zeugen unabhängig voneinander, über das was sie gesehen haben.
Nach der Befragung stellt der Polizist fest, dass die fünf Zeugenaussagen teilweise erheblich voneinander abweichen.
Wie kann das sein, obwohl die Zeugen weder vom Sehen noch vom Hören her eingeschränkt sind?


Etwas ähnliches stellen wir im Berufsalltag fest. Der Chef teilt 3 MitarbeiterInnen mit, wie ein Projekt vom Ablauf her festgelegt wird. Wer ist wann für was zuständig! Zwei der MitarbeiterInnen werden beauftragt einen schriftlichen Vermerk über die Inhalte des Meetings zu verfassen.
Nach Fertigstellung liest der Chef die Vermerke und beide weichen inhaltlich erheblich voneinander ab.
So was passiert tagtäglich. Um es gleich vorwegzunehmen, das ist völlig normal! Total spannend, oder? Was schränkt ein?
Im Grunde genommen sehen wir das Gleiche und hören es auch, aber die Ergebnisse, konkret die Wahrnehmungen, sind unterschiedlich.

Sind wir alle beschränkt, oder eher eingeschränkt?
Es hat tatsächlich damit zu tun, dass wir verschiedenen Einschränkungen unterliegen, die genau dafür verantwortlich sind, derer wir uns jedoch nicht bewusst sind. Das sind „Programme“, die hauptsächlich im Hintergrund ablaufen.
Es geht einerseits um unsere Wahrnehmung, andererseits um die Verarbeitung von Informationen.
Wichtig ist festzustellen, was genau unser Erleben steuert. Es geht als um das subjektive Erleben.

Dazu schauen wir uns mal zunächst an, woraus dieses subjektive Erleben entsteht.

Begrenzte Informationsaufnahmefähigkeit
Wir sind begrenzt in unseren Möglichkeiten die sehr vielen Eindrücke von außen vollständig wahrzunehmen. Weder unsere Augen noch unsere Ohren können alle von außen auf uns einwirkenden Informationen zu 100% korrekt und vollständig erfassen.
Irgendwann ist ganz einfach unsere Aufnahmefähigkeit begrenzt und wir machen sozusagen „dicht“. Nichts geht mehr rein!
Und, unsere Aufnahmefähigkeit kann niemals die komplette und absolute Realität vollständig erfassen.
Unser Gehirn ist sehr belastbar. Immer wieder muss es Informationen, ganz gleich in welcher Form, sehr rasch verarbeiten. Ein Wahnsinns-Job! Und das macht unser Gehirn richtig gut.
Um uns nicht zu überfordern, ist es eine sehr wichtige Aufgabe unseres Gehirns, dass es alle Informationen filtert. Es ist tatsächlich unmöglich, ohne diesen Filterprozess nicht überfordert zu sein oder fast durchzudrehen.
Das Gehirn ist also auch ein Organisationsorgan und ein Schutzorgan, indem es für uns die Input-Arbeit organisiert. Einerseits, wenn es nur einen Teil der Informationen wahrnimmt und andererseits, die Informationsverarbeitung vereinfacht. Auf der Grundlage dieser Informationen erfolgt dann auch unser Außenkontakt mit der Umwelt, mit unseren Mitmenschen.

Wir sehen, riechen, hören und schmecken, wir schütteln Hände, unterhalten uns mit Arbeitskollegen, Familienangehörigen oder Freunden, reagieren mit Gefühlen und beurteilen das Erlebte. Kurzum: Wir machen ständig neue Erfahrungen und lernen Neues hinzu. Dabei halten wir es für selbstverständlich, dass wir uns in dieser Welt sicher bewegen, ohne von ihrer Informationsflut überwältigt zu werden.

Dass dies unserem Gehirn gelingt, verdanken wir einer Meisterleistung der Natur: unserem Gedächtnis, ebenso wie Filterprozessen, die wir häufig Vergessen nennen.“ (Quelle: Forschung & Lehre – Alles was die Wissenschaft bewegt -, https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/was-beim-erinnern-in-unserem-koerper-passiert-3856).

Das bedeutet zusammengefasst!

Da sind die Welt und die Menschen um uns herum. In unserer Kindheit wurde der Grundstein für unsere Persönlichkeit gelegt. Auch mit Einschränkungen. Wir entwickeln uns zu dem Menschen, der wir heute sind. Mit ganz vielen Erlebnissen und Erfahrungen. Alle Informationen werden gefiltert, einige gecancelt, andere abgespeichert.

Kommunikation nach außen

Wir kommunizieren mit anderen Menschen, mittels unserer Sprache (=verbal).
Aber auch mit unserer Körpersprache (=nonverbal, z.B. Gestik, Mimik).
Da wir nur einen Teil unsere Erfahrungen abspeichern, kommunizieren wir so, wie es unser Persönlichkeitsmodell uns möglich macht, also auf der Grundlage der vorhandenen, abgespeicherten Informationen. Wir haben also unser eigenes Modell entwickelt und das unterscheidet von dem Modell anderer Menschen teils sehr deutlich.
Aufgrund unseres Modells der Welt, sind wir fest davon überzeugt, dass wir die Welt vollständig richtig verstehen und unser Modell die Realität vollumfänglich korrekt zeigt.

Und genau davon gehen alle Menschen aus.

Und stelle dir vor, jeder einzelne Mensch ist fest von seinem Modell überzeugt und beharrt darauf.
Trotz dieser individuellen Modellbildungen gibt es im Ergebnis auch Schnittmengen zwischen Menschen, wo es zwischenmenschliche Übereinstimmungen gibt und die Modelle sogar gleich sind. Bei manchen stimmt die Chemie sofort, es passt zwischenmenschlich, sie harmonieren. Und zwischen anderen geht miteinander gar nichts! Es wird immer fehlende Übereinstimmungen geben. Und diese können zu zwischenmenschlichen Problemen führen, weil wir manchmal dazu neigen, unser Modell auf Gedeih und Verderb zu verteidigen.

Und anderen gelingt es Übereinkünfte zu erzielen, weil sie gelernt haben, dass sie trotz der Modell-Unterschiede mit geeigneten Mitteln und Möglichkeiten auf andere Menschen zuzugehen.

Nun haben wir die Antworten auf unsere beiden Fragen:
Wie sehen wir die Welt? Und wie nehmen wir die Welt wahr?

Unsere persönliche Wahrnehmung dieser Welt unterscheidet sich von der Wahrnehmung der anderen Menschen. Alle Menschen leben in ihrem Modell der Welt. Das ist ein Resultat aus der persönlichen Entwicklung seit der Kindheit bis heute. Zudem, welche Lebenserfahrungen wir im Weiteren gesammelt haben.

Und ganz wichtig, wie wir die vielen täglichen Informationen aufnehmen und verarbeiten. Was ist für uns persönlich von diesen Informationen wichtig, was weniger und was gar nicht. Nicht alle Informationen werden abgespeichert. Viele werden eliminiert. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden und völlig normal.


Es geht keinesfalls darum, dass du dein Modell als besser oder schlechter beurteilst als das der anderen.

Jedes Modell hat Vorzüge und auch Nachteile. Kein Modell ist gut oder schlecht! Es sind einfach Modelle!
Wir müssen verstehen und auch annehmen, dass eine Grundvoraussetzung im zwischenmenschlichen Umgang das Verstehen der Modellbildung ist und daraus folgend, wir anderen mit Respekt und Verständnis begegnen. Dazu gehört auch eine vernünftige und rücksichtsvolle Kommunikation.
Nicht das, was du sagst, ist entscheidend dafür, ob ein Gespräch mit anderen Menschen gut verläuft, sondern wie kommen deine Worte bei dem anderen an, wie versteht dein Gegenüber deine Worte.

Das Verstehen der persönlichen Modellbildung ist die Basic des zwischenmenschlichen Umgangs und inwieweit es uns gelingt eine gute Beziehung miteinander aufzubauen. Wenn wir immer wieder unser eigenes Modell als das einzig wahre betrachten, werden wir die Brücke zu anderen Menschen nicht bauen können. Es wird zu unnötigen Differenzen zu kommen.
Deshalb ist es so wichtig die Modelle zu verstehen!

Eine Bitte an dich!

Beobachte die Menschen um dich herum. Beobachten und nicht kontrollieren. Schau genau hin, worin sich die Modelle der Menschen unterscheiden. Wie gehst du vor? Fange am besten mit den dir nahestehenden Menschen an. Wenn du mit anderen über verschiedene Themen diskutierst, lassen sich Meinungsunterschiede sehr klar ausmachen. Hier erkennst du die verschiedenen Modelle sehr gut.

Folgende Fragen kannst du dir stellen:
Weicht dein Modell von dem Modell anderer ab? Inwiefern? Lassen sich andere von guten Argumenten überzeugen? Reagieren sie flexibel, das bedeutet, können sie von ihrer Meinung abweichen und nehmen Argumente an? Welche Einstellungen haben sie zu bestimmten Situationen und Herausforderungen? Beharren manchen Menschen auf ihrer Meinung? Was ist ihnen besonders wichtig?